
Gestern, heute, morgen - Visionen in der Tanzpädagogik
Gestern, heute, morgen - Visionen in der Tanzpädagogik
50 Jahre Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik – Jubiläum in Dortmund feiert Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Tanzpädagogik
Dortmund, Oktober 2025 – Vom 3. bis 5. Oktober 2025 feierte der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. (DBfT) sein 50-jähriges Bestehen. Unter dem Motto „Der DBfT – Gestern, Heute, Morgen. Die Tanzpädagogik im Wandel “ kamen Mitglieder, Wegbegleiter:innen und Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet im Ballettzentrum Dortmund zusammen, um fünf Jahrzehnte engagierter Arbeit für Tanzpädagogik und künstlerischen Tanz zu würdigen – und gemeinsam in die Zukunft des Berufsstandes zu blicken.
Ein festlicher Auftakt mit Rückblicken und Begegnungen
Am Freitag eröffnete Tobias Ehinger, der erste Vorsitzende des DBfT und gleichzeitig geschäftsführender Direktor des Theater Dortmund, gemeinsam mit der neuen Geschäftsführerin Henriette Droß-Duplancic des DBfT das Jubiläumswochenende. Nach einem Sektempfang begrüßten beide die Gäste herzlich und betonten die Bedeutung des Verbandes als Stimme für Qualität, Professionalisierung und künstlerische Bildung in Deutschland.
Ein besonderer Höhepunkt des Abends war das Interview mit dem DBfT-Gründer Ulrich Roehm, der aus den Anfangsjahren des Verbandes berichtete und auf bewegende Weise zeigte, wie viel Leidenschaft, Idealismus und Beharrlichkeit in der Entstehungsgeschichte des DBfT stecken.
Im Anschluss konnten die Gäste die Ausstellung „DBfT Gestern“ besichtigen, die mit historischen Dokumenten, Fotografien und Videomaterialien eindrucksvoll die Entwicklung der Tanzpädagogik in den vergangenen fünf Jahrzehnten nachzeichnete. Der Abend klang bei einem gemütlichen Beisammensein und Fingerfood aus – mit vielen Gesprächen über das, was war, und das, was kommt.
Der DBfT heute – Rückblick, Errungenschaften und Perspektiven
Der Samstag stand ganz im Zeichen des Themas „Der DBfT Heute“. In seinem Rückblick machte der bis August amtierende Geschäftsführer Dr. Jaš Otrin, heute Intendant des Ballett Dortmund, deutlich, dass sich der Verband in den letzten Jahren stark gewandelt hat:
„Der DBfT ist heute nicht mehr derselbe Verband wie vor 10, 20 oder 30 Jahren – und das ist gut so. Wir haben uns entwickelt, verändert und uns den Herausforderungen der Zeit gestellt.“
Zu den zentralen Errungenschaften der letzten Jahre zählen:
- die Zertifizierung der Weiterbildung TPZ (Tanzpädagogisches Zertifikat), die ab 2026 zu 80% über den Bildungsgutschein förderfähig ist – ein wichtiger Schritt zur Professionalisierung und besseren Zugänglichkeit des Berufs,
- die Einführung einer Fort- und Weiterbildungspflicht zur Qualitätssicherung,
- die aktive Mitwirkung in kulturpolitischen Gremien wie der Künstlersozialkasse und der GEMA,
- sowie die Kooperationen mit Institutionen wie der Royal Academy of Dance, dem Deutschen Tanzverband, ta.med., der Palucca Hochschule und dem Werdener Tanzgymnasium.
Auch in schwierigen Zeiten – etwa während der Corona-Pandemie – stand der Verband seinen Mitgliedern zur Seite, organisierte Hilfen und stärkte mit neuen Formaten die Sichtbarkeit der Tanzpädagogik.
Ein Schwerpunkt der künftigen Arbeit liegt in der Internationalisierung: Über das TPZ und eine neue Kooperation mit dem Tanzfestival Sursee (Schweiz) ab 2026 öffnet sich der DBfT zunehmend europäischen Perspektiven. Absolvent:innen des TPZ bringen ihre Expertise in ihre Herkunftsländer zurück, wodurch ein wertvoller internationaler Austausch entsteht.
Die Mitgliederentwicklung zeigt eine erfreuliche Verjüngung, doch betonte Otrin, dass der Verband weiter wachsen und neue Kolleg:innen ansprechen möchte, die die Stärke des gemeinsamen Engagements entdecken.
Im Anschluss gab Hans-Jürgen Werner, beratender Justiziar des DBfT, Einblicke in aktuelle Themenfelder wie Umsatzsteuerbefreiung, Scheinselbständigkeit und GEMA-Fragen. Gabriela Swoboda, zweite Vorsitzende, sprach über das umfangreiche Fortbildungsprogramm des Verbandes und seine Entwicklung.
Neue Geschäftsführerin, neue Impulse
Im zweiten Teil des Vormittags stellte sich die neue Geschäftsführerin Henriette Droß-Duplancic mit ihren Zielen und Visionen für die kommenden Jahre vor.
„Dieses Jubiläum ist ein Moment des Rückblicks – aber auch ein Aufbruch in die Zukunft“, sagte sie. „Ich möchte Bewährtes fortführen und zugleich neue Impulse setzen: Wir wollen digitaler und unbürokratischer werden, unsere Mitglieder stärker unterstützen und die Tanzpädagogik weiter sichtbar machen – politisch, künstlerisch und gesellschaftlich.“
Ein besonderes Anliegen ist ihr, dass sich Ballettschulen wieder stärker auf das Wesentliche konzentrieren können – auf Tanzpädagogik und den künstlerischen Tanz. „Statt sich mit Anträgen und Formularen zu beschäftigen, sollen Tanzpädagog:innen den Raum haben, das zu tun, was sie ausmacht: Menschen für den Tanz begeistern.“
Sie betonte außerdem die Notwendigkeit, den künstlerischen Bühnentanz stärker einzubeziehen und die Vernetzung mit Ausbildungsstätten zu vertiefen – mit dem langfristigen Ziel, eine eigene Ausbildung im Verband zu etablieren.
Droß-Duplancic unterstrich die Verantwortung des DBfT auf drei Ebenen:
- Politisch, um Tanzpädagogik in kulturpolitischen Entscheidungen zu verankern,
- Pädagogisch, um Qualität und Nachwuchsförderung zu sichern,
- Gesellschaftlich, um eine Gemeinschaft zu schaffen, die Austausch, Inspiration und Rückhalt bietet.
Dialog, Vielfalt und Zukunft
Beim anschließenden World Café diskutierten die Teilnehmenden in fünf Gruppen über aktuelle Themenfelder der Tanzpädagogik. Die Ergebnisse flossen in die nachfolgenden Impulsvorträge ein, die von renommierten Fachleuten wie Prof. Martin Puttke, Prof. Ingo Meichsner, Prof. José Biondi und Michael Foster gehalten wurden. Diskutiert wurde u. a. über den Stellenwert der Tanzpädagogik und ihre neuen Herausforderungen, die Bedeutung des klassischen Tanzes sowie die Öffnung hin zu zeitgenössischen und urbanen Tanzformen.
„Ballett trifft Kirche“ – ein besonderer Abschluss
Der Sonntag bildete den feierlichen Abschluss des Jubiläums: Unter dem Titel „Ballett trifft Kirche“ zeigte das Ballett Dortmund in der evangelischen Stadtkirche St. Reinoldi Fragmente aus Carl Orffs „Carmina Burana“– ein eindrucksvolles Zusammenspiel von Spiritualität, Bewegung und Musik.
Beim anschließenden Get-together im Ballettzentrum Dortmund sowie der Mitgliederversammlung – vor Ort und per Zoom – fand das Jubiläum einen festlichen und zukunftsweisenden Ausklang.
Über den DBfT
Der Deutsche Berufsverband für Tanzpädagogik e.V. (DBfT) wurde 1975 gegründet und setzt sich seit fünf Jahrzehnten für Qualität, Professionalisierung und Anerkennung in der Tanzpädagogik ein. Der Verband vertritt bundesweit die Interessen von Tanzpädagog:innen, arbeitet in kulturpolitischen Gremien mit, bietet Fort- und Weiterbildungen an und fördert den Austausch zwischen Lehre, Bühne und Ausbildung.
Pressekontakt:
Deutscher Berufsverband für Tanzpädagogik e.V.
Geschäftsführung: Henriette Droß-Duplancic
h.dross@dbft.de www.dbft.de
Instagram: _dbft